Road Train im australischen Outback
Im Outback Australien transportieren Road Trains dort Waren, wo keine Schienen und Wasserstraßen verlaufen. © Marco Saracco / fotolia.com

Sie transportieren Güter überall dorthin, wo weder Schienen noch Wasserwege verlaufen: Road Trains. Der Begriff bezeichnet überlange Lastwagen-Kombinationen, die aus einem Motorwagen oder einer Sattelzugmaschine sowie mehrgliedrigen Aufbauten bestehen.

In Teil 1 der Serie „Transportgiganten“ stellen wir Ihnen neben Road Trains auch die „kleineren Geschwister“ der australischen Lang-Lkw vor, die in Europa und Nordamerika unterwegs sind.

Road Trains in Australien

Eingesetzt werden die gewaltigen Trucks insbesondere in Australien. Dort sichern sie die Versorgung entlegener ländlicher Regionen, die fernab von den Wirtschaftszentren an der Küste liegen und nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen sind. Aufgrund der großen Distanzen im Land, das 21,5 mal so groß ist wie Europa, sind Road Trains die wirtschaftlichste Transportlösung.

Dem Einsatz der Fahrzeuge kommt außerdem die geringe Verkehrsdichte im ländlichen Australien entgegen. In Ballungsräumen hingegen sind Road Trains nicht erlaubt. Hier, genauso wie in schwierigem Gelände, zum Beispiel bei Pässen, werden die „Züge“ geteilt und in kleineren Einheiten transportiert.

Von einem Road Train spricht man in Australien ab einer Fahrzeuglänge von 36,50 Metern. Maximal erlaubt sind 53,50 Meter bei einer Höhe von 4,60 Metern. Außerdem darf das Gesamtgewicht von 132 Tonnen ohne Zugmaschine nicht überschritten werden. Das gilt allerdings nur für öffentliche Straßen. Auf privatwirtschaftlichen Straßen, zum Beispiel in Bergbaugebieten, werden Road Trains mit einer Länge von bis zu 100 Metern eingesetzt.

…und in Nordamerika und Europa?

In den USA und Kanada kennt man dagegen nur die „kleinen Geschwister“ der australischen Road Trains – sogenannte Long Combination Vehicles. Die Anzahl ihrer Anhänger ist auf drei Einheiten und eine Länge von 38 Metern begrenzt. Das Gesamtgewicht darf in Nordamerika 62,5 Tonnen nicht überschreiten.

In Europa sind die Regeln für Road Trains noch enger gefasst oder werden erst ausgelotet. Vorreiter für überlange Lkw in der EU sind Finnland und Schweden. Dort kommen sogenannte EuroCombis bereits seit den 1970ern zum Einsatz. 1993 wurde ihr zulässiges Maximalgewicht auf 60 Tonnen, 1996 die erlaubte Länge auf 25,25 Metern erhöht.

In weiteren Ländern Europas, darunter Frankreich, Österreich und der Schweiz, laufen aktuell großangelegte Testreihen. Seit 2012 wird auch in Deutschland getestet. Im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums sind hier 129 Lang-Lkw unterwegs. Ihr Gewicht ist hierzulande auf 44 Tonnen beschränkt.

Die Zwischenergebnisse des deutschen Feldversuchs, der noch bis Ende 2016 läuft, fallen positiv aus. So stellte die Bundesanstalt für Straßenwesen fest, dass durch die Gigaliner 15 bis 25 Prozent an Kraftstoff und damit auch an CO2 eingespart werden könnten. Der Grund: Zwei der Mega-Lkw können die Fracht von drei üblichen Lastwagen transportieren. Für die Umwelt wären die längeren Lastkraftwagen dementsprechend eine Bereicherung.

Der Einsatz von Road Trains wie in Australien kann derweil für Deutschland ausgeschlossen werden. Wer die bis zu 100 Meter langen Kolonen bestaunen will, muss dementsprechend weiterhin um die halbe Welt fliegen.

About the Author

Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.