Mit dem wichtigsten Frachtflughafen Deutschlands und als Schnittpunkt mehrerer internationaler Verkehrsrouten zählt der Großraum Frankfurt heute zu den Top 3 Logistikregionen hierzulande (Quelle: Logivest; Wirtschaftswoche). Doch schon im Mittelalter war die am Main gelegene ehemalige freie Reichsstadt ein Zentrum für Handel und Logistik in Europa – nicht zuletzt wegen ihrer Messe.

In unserer Reihe „Deutschlands Top-Logistikstandorte“ betrachten wir die historische und aktuelle Bedeutung wichtiger Logistikdrehkreuze unseres Landes.

Von der Königspfalz zur Messestadt

Zur Stadt entwickelte sich Frankfurt unter den Staufern. Während ihrer Regentschaft von 1138 bis 1254 blühte der Handel auf, die Bevölkerung wuchs und Frankfurt wurde zum Fernverkehrszentrum. Eng verwoben mit dieser Entwicklung war die Entstehung der Frankfurter Messe. Sie fand zum ersten Mal im Jahre 1160 schriftliche Erwähnung.

Mit ihren halbjährigen Terminen im Frühjahr und Herbst wurde die Messe bis ins 14. Jahrhundert zum zentralen Wirtschaftsfaktor für die Stadt und einem Drehkreuz für den Fernhandel. Verkauft wurden im Frühjahr Rohstoffe, Wein und gewerbliche Produkte, im Herbst die frisch geernteten Erzeugnisse von den Feldern.

Die wachsende Bedeutung seiner Messe hatte Frankfurt seiner exzellenten Lage zu verdanken. Über zentrale Routen wie die „Hohe Straße“, die von Paris über Frankfurt bis nach Leipzig führte, wurden die Waren zur Messe transportiert. Weitere Beispiele für die gute Anbindung Frankfurts schon im Mittelalter an wichtige Handelswege waren die „Cölnische Hohe Heer- und Geleitstraße“ und die „Hohe Straße nach Prag“.

Buchdruck und Aufklärung fördern Bildung

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Mittelalterliche Ansicht der Stadt Frankfurt
Schon im Mittelalter war der Besuch in Frankfurt eine eindrucksvolle Erfahrung. Besonders viele Menschen strömten zu den beiden Messen im Frühjahr und Herbst in das Handelszentrum am Main. © acrogame / fotolia.com

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Einen weiteren Aufschwung erlebte Frankfurt im Windschatten des Buchdrucks, der im nahegelegenen Mainz erfunden wurde. In der Zeit um 1480 etablierte sich die Buchmesse, die bis ins 17. Jahrhundert die wichtigste in ganz Deutschland bleiben sollte. Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt am Main außerdem zum Zentrum des deutschen Buchdrucks. Die Stadt blühte intellektuell auf.

Frankfurt wird Großstadt

Im 19. Jahrhundert hielt die Eisenbahn Einzug nach Frankfurt. Die ersten Schienen verliefen nach Mainz und Wiesbaden. Dank der zentralen Lage im Herzen Deutschlands und mit dem Bau von Europas größtem Bahnhof, der 1888 abgeschlossen wurde, wurde Frankfurt zur wichtigen Eisenbahnstadt.

In dieser Zeit steigt Frankfurt zur Großstadt auf. Industrie siedelt sich an und die Stadt wird zum Schauplatz wichtiger internationaler Großveranstaltungen wie der Internationalen Luftschifffahrt-Ausstellung von 1909. Zwischen den 1860er und 1920er Jahren wächst die Einwohnerzahl trotz des ersten Weltkriegs und elf Bombardierungen von 78.000 auf 437.000 an.

Unsichere und dunkle Zeiten: Weimarer Republik und Drittes Reich

Nach dem ersten Weltkrieg erfassten Frankfurt unruhige Zeiten – wirtschaftlich wie politisch. Die voranschreitende Inflation führte zur Radikalisierung. Einen schweren Schlag musste Frankfurt außerdem 1929 einstecken, denn die Weltwirtschaftskrise forderte auch von Frankfurt ihren Tribut. Bis dahin wichtige Unternehmen der Stadt brachen zusammen und die Arbeitslosigkeit stieg auf über zwölf Prozent. Im zweiten Weltkrieg wurde Frankfurt durch alliierte Luftangriffe nahezu komplett zerstört.

Wiederaufbau und Aufschwung: Frankfurt wird Metropole

Nach dem Krieg begannen der Wiederaufbau und die Entwicklung Frankfurts zur Metropole. Die Frankfurter Messe gewann wieder an Bedeutung und wurde zum wichtigsten europäischen Messplatz. Am Anfang dieser Entwicklung waren vor allem die Konsumgütermessen, die Frühjahrs- und Herbstmesse, dafür entscheidend. Später gewannen insbesondere Buchmesse und die IAA an Bedeutung – auch über die regionalen und nationalen Grenzen hinaus.

Neben London wurde Frankfurt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts außerdem zum zweitwichtigsten Finanzplatz Europas. Knapp 260 deutsche und internationale Kreditinstitute haben sich bis heute in „Mainhatten“ niedergelassen.

Logistikstandort Frankfurt am Main heute

Zum Erfolg der Wirtschaftsmetropole haben nicht zuletzt die Infrastruktur und die günstige Lage beigetragen. Angebunden an ein dichtes Netz von Autobahnen ist Frankfurt ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen den Routen von Norden nach Süden und Osten nach Westen. Mit 335.000 Fahrzeugen pro Tag ist das Frankfurter Kreuz eines der meistbefahrenen Europas.

Der ganz in der Nähe gelegene Frankfurter Flughafen, der 1936 eröffnet wurde, gilt als Tor zur Welt. Er ist der größte kontinental-europäische und wichtigste deutsche Airport für Luftfracht. Heute arbeiten etwa 75.000 Menschen am Flughafen.

[selectivetweet]#Frankfurt ist ein #Logistik-Hotspot. Doch wie wurde die Stadt zu dem, was sie heute ist? [/selectivetweet]

Neben der Infrastruktur verdankt Frankfurt seine Bedeutung als wichtige Logistikregion außerdem einer hohen Anzahl an Forschungseinrichtungen und Unternehmen mit umfangreichen Logistik-Know-how in allen Gliedern der Supply Chain. Sie sind Treiber des rasanten Wachstums Frankfurts und der gesamten Rhein-Main-Region.

Auch für DB Schenker ist der Großraum Frankfurt von hoher Bedeutung. Die Schenker Deutschland AG hat hier ihren Hauptsitz. Vom nahegelegenen Flughafen aus wird ein Großteil des deutschen Luftfrachtaufkommens transportiert. Dank der günstigen Autobahnbindung in alle Himmelsrichtungen ist Frankfurt außerdem ein entscheidender Stützpunkt für den europaweiten Landverkehr. Kein Wunder, denn die Mainmetropole ist einem Gateway zu den internationalen Güterströmen und ein Hotspot der deutschen Logistik.

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