Ob im E-Commerce oder bei Logistikunternehmen – Sameday-Delivery ist in aller Munde. Doch was bedeutet der aktuelle Trend für Dienstleister und die Infrastruktur? Tobias Lenhart über Herausforderungen und Auswirkungen auf die beteiligten Akteure.

Flexible Formen der Lieferung als Erfolgsfaktor im E-Commerce

Kaum ein Trend dieser Tage hat so sehr das Potenzial unseren Lebensstil zu verändern wie der E-Commerce. Onlinehändler haben schnell gelernt, dass die Lieferung ein Schlüsselfaktor bei der Kundengewinnung ist. Das hat Folgen. Waren wir vor wenigen Jahren den Standard „heute bestellt, nächster oder übernächster Werktag geliefert“ gewohnt, setzen sich heute immer neue Varianten durch.

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Ob die Lieferung in den Kofferraum des PKWs, Zeitfensterzustellung oder die kurzfristige Umbestellung zum Beispiel an den Arbeitsplatz – die Paketzusteller experimentieren mit vielen verschiedenen Services. Gemeinsamer Nenner dabei ist die Geschwindigkeit, in der der Endkunde sein Paket in der Hand halten kann. Dementsprechend bieten nahezu alle Paketdienstleister die Sameday-Delivery an. Das funktioniert so: Der Endkunde bestellt bis zu einem gewissen Zeitpunkt und bekommt dafür die Ware noch am selben Tag geliefert.

Herausforderungen bei Versand und Distribution

Zweifelsohne steht diese Entwicklung noch am Anfang und ihre Folgen können noch nicht exakt dargestellt werden. Einhergehend mit der stetig stark wachsenden Gesamtzahl an Paketen, kann aber schon heute von erheblichen Auswirkungen auf die Supply Chain und die Infrastruktur ausgegangen werden. [url_preview orientation=“right“ newtab=“true“]https://logistik-aktuell.com/2017/01/20/e-commerce-kontraktlogistik/[/url_preview]

Während Standardpakete noch über die Hubs der Paketzusteller laufen, ist das bei Sameday-Delivery nicht mehr zwingend der Fall. Die Wegstrecke kann dadurch im Einzelfall reduziert werden. Dafür wird die Auslastung der Transporter zunehmend zu einer entscheidenden Herausforderung.

Gleichzeitig rollt täglich nicht mehr nur eine Welle von Transportern durch die Städte, sondern mittlerweile mindestens zwei. Infolge dessen steigt die Auslastung der Straßen in den ohnehin überlasteten Ballungszentren enorm an und erschwert die Auslieferungen. Intelligente Routenbildung ist daher ein weiterer erfolgskritischer Aspekt.

Auswirkungen von Sameday-Delivery auf Logistikunternehmen

Während der vergangenen Jahre wurden große Lager meist außerhalb von dicht besiedeltem Gebiet erbaut. Die Überlegung dafür war einfach: In Deutschland kann nahezu jeder Winkel von fast jedem Punkt aus innerhalb eines Tages beliefert werden. Außerhalb der Städte sind die Mieten deutlich erschwinglicher und die Kapazitäten höher. Diese Struktur funktioniert allerdings nicht bei der Sameday-Delivery. Hierfür benötigt es mehrere kleinere Lager in urbaner Lage nahe den Endkunden. Die Fläche in urbaner Umgebung ist allerdings sehr knapp.

Trotzdem dürften Logistikpartner mit ihrem flächendeckenden Standortnetzwerk auch zukünftig wichtige Unterstützer von E-Commerce-Unternehmen bleiben oder sogar noch wichtiger werden. Denn wenn Online-Händler die zunehmend komplexer werdende Logistik nicht selber übernehmen wollen oder können, müssen sie ihre Supply Chain umstrukturieren. Dabei sind sie auf Logistikdienstleister und deren flächendeckende Infrastruktur angewiesen. Die Folge könnte ein zunehmendes Outsourcing und steigendes Interesse an Shared Logistics Centern sein, da die Volumina in den einzelnen Lagern deutlich zurückgehen sind. [selectivetweet]#Kontraktlogistik: #Sameday-#Delivery könnte Partnerschaft zwischen #eCommerce- und #Logistik-Branche stärken[/selectivetweet]

Voraussetzung dafür ist aber eine erhebliche IT-Kompetenz in der Kontraktlogistik, denn die Aufträge müssen zukünftig wesentlich schneller abgewickelt werden. Ähnlich wie im Versand und der Distribution eröffnet dies Möglichkeiten für neue oder junge Marktbegleiter.

Innovative Ansätze aus verschiedenen Lagern

Der Trend zu immer schnelleren Lieferzeiten, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Konsumenten birgt große Herausforderungen für Dienstleistungsunternehmen. Kontraktlogistiker mit einem dichten Netzwerk sind optimale Partner für Versandunternehmen.

Die genannten Problemstellungen erfordern außerdem eine hohe IT-Kompetenz. Hier haben junge, dynamische Unternehmen und etablierte Konzerne in vielerlei Hinsicht ähnliche Voraussetzungen. Einige junge Firmen haben jedoch derart gute Lösungen gefunden, dass sie zu Übernahmekandidaten geworden sind. Daneben greifen auch zunehmend branchenfremde Konzerne, wie Daimler oder Shell, nach dem Geschäft der digitalen Optimierung der Lieferketten von Online-Händlern.

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