Doppelter Triumph für Hamburg: Am 15. Mai 2017 gegen 21.00 Uhr lief die MOL Triumph auf ihrer Jungfernfahrt den Hamburger Hafen an. Das Flaggschiff der japanischen Reederei MOL Mitsui O.S.K. Lines ist nicht nur das erste Containerschiff der Welt, das mehr als 20.000 TEU Standardcontainer laden kann. Es ist auch ein Beleg dafür, dass die Hansestadt in Sachen Logistik zukunftstauglich ist. Allerdings muss sich Hamburg im Wettkampf der europäischen Häfen um Seefracht neu bewähren.

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Denn die geografische Lage der Stadt könnte die Situation trüben: Hundert Kilometer müssen die Schiffe die Elbe hinauffahren, um ihre Ladung zu löschen. Für die Reeder, die sich in Allianzen zusammengeschlossen haben, um mit Mega-Schiffen die großen Tradelanes zu fahren, ist das aber möglicherweise ein Grund, sich für einen anderen Tiefwasserhafen zu entscheiden. „Für uns als Logistiker ist nicht nur entscheidend, wo der Kunde sitzt, sondern auch wie ich meinen Vorlauf organisiere“, sagt Tina Kruse, Head of Seafreight bei Schenker Deutschland. So ist Hamburg stärker an Asien und die Baltischen Staaten angebunden, Bremerhaven wiederum stärker an die USA.

Bundesverwaltungsgericht stoppt neue „Stromcorrectionen“

Schiffe mit bis zu 12.50 Metern Tiefgang können Hamburg heute anlaufen. Nun will die Stadt den Fluss so weit ausbaggern, dass ihn auch Containerschiffe mit maximal 13.50 Metern Tiefgang befahren können. Wenn die Schiffe Hamburg bei Flut verlassen, sollen künftig sogar 14.50 Meter Tiefgang erlaubt sein. Es wäre die neunte Vertiefung: Bereits von 1818 bis 1825 sorgten erste „Stromcorrectionen“ für eine bessere Elbfahrt. Die jüngsten Pläne hat das Bundesverwaltungsgericht allerdings erst einmal auf Eis gelegt. Gut möglich, dass es noch einige Zeit dauert, bis die Bagger loslegen.

Mit einer Bruttowertschöpfung von 21,8 Milliarden Euro und mehr als 156.000 Arbeitsplätzen ist der Hamburger Hafen von enormer Bedeutung für die gesamte deutsche Volkswirtschaft. Mit guten Wachstumsperspektiven im Übrigen: Im ersten Quartal legte der Hafen kräftig zu. 1,8 Mio. TEU-Standardcontainer – 10,3 Prozent mehr als Anfang 2016 –wurden umgeschlagen. Dafür sorgten steigende Mengen aus Fernost und aus der Ostsee.

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Vorteil Infrastruktur

„An unseren Containerterminals sowie bei den Hinterlandverkehren spüren wir die Stärke der deutschen Wirtschaft und einen positiven Trend im Welthandel. Gleichzeitig sehen wir aber weiterhin infolge von politischen Entscheidungen schwer abzuschätzende Unsicherheiten, die sich auf unser Geschäft im Jahresverlauf auswirken können“, sagt Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). „Der Hamburger Hafen geht in keine ungewisse Zukunft. Für ihn sprechen viele besondere Qualitäten: seine gute Hinterlandanbindung, seine Ausstattung mit moderner Technik, seine hohe Abfertigungsqualität und nicht zuletzt seine leistungsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

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Tatsächlich verfügt Hamburg über eine ausgezeichnete Infrastruktur, um große Frachter zügig und ohne Stocken zu be- und entladen. Tausende Lastwagen und mehr als 200 Güterzüge täglich verbinden den Hafen mit allen Wirtschaftsregionen im Binnenland. Hinzu kommt die nun die Digitalisierung: Die EU hat den Hafen Hamburg zum Testgebiet auserkoren, um die industrielle Nutzung der neuesten Mobilfunkgeneration 5G zu erforschen. Datenraten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde sollen damit möglich werden – um Mensch und Maschinen sowie Maschinen untereinander mobil zu vernetzen. Bis Juni 2019 dauert die Testphase, ab 2020 soll 5G europaweit eingeführt werden. Gut möglich, dass Hamburg dann kräftigen digitalen Rückenwind bekommt.

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