Keine drei Jahre ist es her, da hat Antwerpen Hamburg den Rang abgelaufen. 2015 überholte der belgische Hafen erstmals den Konkurrenten an der Elbe beim Containerumschlag. Seitdem hat er seine Position gut halten können: Im weltweiten Hafen-Ranking steht der zweitgrößte Seehafen Europas heute auf Platz 15 – drei Plätze vor Hamburg.

Schon in den vergangenen Jahren hat der Hafen kräftig zugelegt. 2016 wurden an der Schelde 10 Millionen TEU-Standardcontainer umgeschlagen, vier Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch im ersten Quartal 2017 hat der Hafen einen guten Start hingelegt: 54,3 Millionen Tonnen Güter wurden von Januar bis März umgeschlagen, 1,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Der Containerumschlag wuchs auf rund 29,8 Millionen Tonnen – um 0,7 Prozent gemessen in TEU. „Die Antwerp Port Authority ist sehr zufrieden mit diesen Wachstumszahlen”, sagt CEO Jacques Vandermeiren. „Nachdem im ersten Halbjahr 2016 bessere Zahlen erreicht werden konnten als in der zweiten Jahreshälfte, ist es für uns wichtig zu sehen, dass der Umschlag im Containerbereich auch weiterhin stetig wächst. Dieser positive Trend bestätigt den Bedarf an zusätzlichen Containerkapazitäten im Hafen Antwerpen.“

Die weltgrößte Schleuse an der Schelde

Antwerpen liegt wie Hamburg weit ab von der Küste landeinwärts. Doch durch viele Investitionen hat der Hafen kommendes Wachstum vorweggenommen. Zum Beispiel durch den Bau der weltgrößten Schleuse. Die Kieldrecht-Schleuse können seit 2016 auch die größten Containerschiffe der Welt passieren und zügig die Terminals im Hafenbecken Waaslandhafen über die Schelde erreichen. Fünf Jahre hat der Neubau gedauert, 382 Millionen Euro investierte die Hafengesellschaft. Die Schleuse ist für die Region so bedeutsam, dass sogar König Philippe von Belgien an ihrer Eröffnung teilnahm.

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Es ist nicht das einzige Vorhaben, mit dem sich Antwerpen zukunftsfest macht. Der Hafen hat vor allem mit seinem Clusterkonzept Chemie- und Petrochemieindustrie überzeugt. Am größten integrierten Chemiecluster Europas sind sieben der zehn größten Chemieproduzenten weltweit und vier Ölraffinerien vertreten.
Nun wird der Hafen weiter ausgebaut. Mehr als 650 Mio. Euro stecken Investoren in neue Terminals, zum Beispiel in ein neues Tank- und ein neues Containerterminal am Delwaide Dock. Auf dem Hansa Dock wird ein Terminal mit zusätzlichen Tankkapazitäten für den Mineralölkonzern Total errichtet. Und der US-amerikanische Terminalbetreiber Zenith Energy baut seinen zweiten regionalen Standort in Antwerpen auf.

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Logistiker setzen auf schnelle Prozesse

Auch in Sachen Digitalisierung ist Antwerpen aktiv, um die Abläufe zu vereinfachen. „Für uns als Logistiker ist es entscheidend, ob ein Terminal gut oder umständlich arbeitet“, sagt Tina Kruse, Head of Seafreight bei Schenker Deutschland. „Wichtig ist, dass es Prozesse gibt, die die Freistellung von Containern beschleunigen.“ Die Hafenverwaltung setzt heute Systeme wie das Barge Traffic System (BTS) ein, um die Akteure im Hafen und in den Hinterland-Terminals miteinander zu verknüpfen. Auch solche Systeme sind ein Grund für Antwerpens Aufstieg.

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