Gut 20 Meter Tunnel treibt eine Bohrmaschine pro Tag in den Berg. Ab 2019 werden sechs von ihnen im Einsatz sein. © BBT SE
Gut 20 Meter Tunnel treibt eine Bohrmaschine pro Tag in den Berg. Ab 2019 werden sechs von ihnen im Einsatz sein. © BBT SE

Nach Abschluss der Bauarbeiten wird der Brennerbasistunnel mit 64 Kilometern der längste Tunnel der Welt sein. Nach etwa 20 Jahren Bauzeit soll er als Eisenbahntrasse Österreich und Italien verbinden. Voraussichtlich 2027 wird das 8,5 Milliarden Euro schwere Projekt abgeschlossen. Etwa zur Halbzeit ist es Zeit für einen genauen Blick auf die Hochleistungsachse, die Österreich mit Italien verbinden wird.

Was bringt der Brennerbasistunnel?

Brennerbasistunnel als Teil des Streckennetzes
Der Brennerbasistunnel ist wichtiger Baustein einer Bahnstrecke, die Skandinavien mit dem Mittelmeerraum verbinden soll. © BBT SE

Aktuell wälzen sich jährlich rund 2,25 Millionen Lkw über den Brennerpass. Betrachtet man das gesamte Transitaufkommen der Zentralalpen, macht dies einen Anteil von 40 Prozent aus. Für die Natur auf 1371 Metern stellt dieses Verkehrsaufkommen eine große Belastung dar. Der Brennerbasistunnel soll zur Verlagerung des Transports auf die Schiene und damit zur Entspannung beitragen. Insbesondere die Anrainer setzten sich deshalb für das Tunnelbauprojekt ein.

Daneben soll der Brennerbasistunnel auch den Personenverkehr auf der Schiene attraktiver machen. So verringert sich die Fahrzeit zwischen Innsbruck und Franzensfeste in Italien von 90 auf 25 Minuten. Nach dem geplanten Komplettausbau des Verkehrskorridors durch die Zentralalpen wird die Passage von München nach Verona nur noch vier statt sieben Stunden in Anspruch nehmen.

Daten und Fakten zum Brennerbasistunnel

Insgesamt 230 km Tunnel und Stollen werden nach Abschluss der Arbeiten die Berge zwischen Tulfes und Innsbruck in Nordtirol und Franzensfeste in Südtirol durchziehen. Denn neben den beiden 55 km langen Haupttunnelröhren mit einem Durchmesser von 8,1 Metern, die mit je einem Gleis für Personen- und Güterzüge ausgestattet werden, schlagen die Tunnelbauer Versorgungs- und Sicherheitsstollen in den Fels.

Im Abstand von 333 Metern werden die beiden Gleisröhren mit einem Querschlag verbunden. Dieser dient als Fluchtweg. Hinzu kommen vier seitliche Zufahrtstunnel.

Bereits bevor der Bau der Hauptröhren begann, entstand außerdem ein zusätzlicher, kleinerer Erkundungsstollen. Er sollte Aufschluss über die Beschaffenheit des Gesteins und damit einen Anhaltspunkt für die Einschätzung von Baukosten und –Zeit geben. Nach Fertigstellung des Brennerbasistunnels übernimmt der Erkundungsstollen eine entscheidende Aufgabe bei der Entwässerung und Instandhaltung des Tunnelsystems.

Status quo: Halbzeit im Brennerbasistunnel

Sprengungen im Brennerbasistunnel
Beim Bau des Brennerbasistunnels kommen neben Tunnelbohrmaschinen auch Sprengungen zum Einsatz. © BBT SE

Zur Halbzeit der Arbeiten lässt sich eine positive Bilanz ziehen: Dem Berg konnten bereits mehr als 70 Kilometer Tunnel abgerungen werden. Für weitere Meter sorgt eine Tunnelbohrmaschine. Die 200 Meter lange Anlage nutzt dafür 1600 Tonnen Druck. Ab 2019 sollen sechs der Ungetümer gleichzeitig im Einsatz sein.

Neben den Bohrungen werden die Tunnel mit Hilfe von Sprengungen in den Fels getrieben. Dies geschieht nach der sogenannten Neuen Österreichischen Tunnelbauweise (NÖT). Nach jeder Explosion werden die geschaffenen Räume mit Spritzbeton gesichert.

Ob der straffe Zeitplan eingehalten werden kann, ist jedoch noch unklar. Zwar verlaufen die Arbeiten bisher positiv, doch gibt es Faktoren, die das Vorankommen behindern könnten. So stellt schlechtes Gestein die Tunnelbauer immer wieder vor neue Herausforderungen. Außerdem: Wer schon einmal bei einem solchen Megaprojekt beteiligt war, der weiß, dass Verzögerungen eher Regel als Ausnahme sind.

About the Author

Frieder Schwitzgebel Dr. Frieder Schwitzgebel studierte Philosophie und Physik an den Universitäten Mainz und Dijon und arbeitet seit 1996 als Unternehmensjournalist. Er ist Dozent für Wirtschaftsphilosophie an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Wiesbaden. Seine Schwerpunkte sind Neue Technologien, Kontraktlogistik und die Plattformökonomie.