Trotz verbesserter Abgasreinigung tragen Lkw immer noch rund 29% zu den Gesamtemissionen im Verkehrssektor bei. Hybride Oberleitungs-Lkw könnten helfen, den CO2-Ausstoß deutlich zu verringern. Neben Schleswig-Holstein und Hessen plant Baden-Württemberg als drittes Bundesland einen Praxistest unter Realbedingungen.

logistik aktuell stellt Ihnen die Technologie vor und erklärt, was eWayBW, den Feldversuch in der Nähe von Rastatt, besonders auszeichnet.

Oberleitungs-Lkw: So funktioniert die Technologie

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Das Prinzip ist einfach: Ähnlich wie Züge oder Straßenbahnen sollen die hybriden E-Lkw über einen Abnehmer auf dem Dach mit Strom versorgt werden. Voraussetzung dafür ist natürlich eine Oberleitung, welche die nötige Energie liefert. Ob sich gerade eine solche über dem Fahrzeug befindet, erkennen Sensoren, die im Dach des Lkw eingebaut sind. Ist dies der Fall, fahren die Abnehmer automatisch aus und stellen den Kontakt zwischen E-Motor und Oberleitung her.

Endet die Stromverbindung – zum Beispiel beim Überholen oder wenn die Leitung endet, greift der Hybridmotor. Der Wechsel der Antriebe findet automatisch statt, ohne dass die Geschwindigkeit gedrosselt werden muss. Dementsprechend benötigen die Oberleitungs-Lkw kein flächendeckendes Netz, doch trägt jeder zusätzliche Abschnitt zum Klimaschutz bei.

Besonders nachhaltig sind die Oberleitung-Lkw mit Batterieantrieb. Denn durch die externe Stromversorgung können die eingebauten Akkus während des Kontakts laden. Wird die Verbindung schließlich getrennt, steht der Batteriemodus mit maximaler Reichweite zur Verfügung.

Test der Oberleitungs-Lkw in BW: 750.000 km in drei Jahren

Mit FESH in Schleswig-Holstein und ELISA in Hessen gehen Ende 2018 bereits vergleichbare eHighway-Strecken in die heiße Testphase. Trotzdem ist der baden-württembergische Test nahe Rastatt absolut gerechtfertigt. Der Grund: Alle drei Feldversuche weisen eigene Charakteristika bezüglich Verkehr und Strecke auf. Zusammengenommen sollen die jeweiligen Ergebnisse am Ende ein Gesamtbild ergeben, das weitestmögliche Rückschlüsse auf die Technologie der Oberleitungs-Lkw zulässt.

Für den Test eWayBW, dessen Beginn für Ende 2019 geplant ist, wurde eine insgesamt 18,3 km lange Gesamtstrecke der B462 zwischen Gernsbach-Obertsrot und Kuppenheim ausgewählt. Die Oberleitungen werden in beiden Richtungen eines autobahnähnlichen Abschnitts sowie in einem sehr beengten Bereich in einer Richtung installiert. Die Strecke quert mehrere Orte sowie einen Tunnel. Durch diese Rahmenbedingungen soll auch der positive Einfluss der Oberleitungs-Lkw auf die Lärm- und Luftbelästigung untersucht werden.

[selectivetweet]#eWayBW: Land #BW plant dreijährigen Feldversuch mit Oberleitungs-#Lkw bei #Rastatt. Insgesamt sollen 750.000 km zurückgelegt werden.[/selectivetweet]

Die Entscheidung für die Teststrecke fiel aber aus einem anderen Grund: Im Gernsbacher Ortsteil Obertsrot befinden sich drei Papierhersteller. Deren Produkte, 500.000 Tonnen Papier und Pappe im Jahr, werden täglich per Lkw ins Logistikzentrum nach Kuppenheim transportiert. Die Lkw legen so im Bereich der geplanten Oberleitungen jährlich etwa 250.000 km zurück. Auf die geplante Gesamtdauer von drei Jahren sollen somit 750.000 Testkilometer zusammenkommen – eine Distanz, von der sich die Planer exakte Ergebnisse erhoffen.

Politische Wirkung als weiteres Projektziel

Doch beim Projekt eWayBW geht es nicht allein um technische Erkenntnisse. Vielmehr erhoffen sich die Projektverantwortlichen eine große Wirkung auf die Öffentlichkeit. So soll der Feldversuch als Schaufenster auf die Elektromobilität dienen, das den Menschen beweist, dass diese Technologie tatsächlich funktioniert und zum Klimaschutz beitragen kann.

Damit dies der Fall ist, muss sich jedoch etwas an anderer Stelle bewegen. Denn nur, wenn der Strom-Mix von morgen zu größeren Teilen aus regenerativen Quellen stammt, können Oberleitungs-Lkw zur Senkung des CO2-Ausstoßes beitragen.

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