Singapore: Smart City Nr.1 © wootthisak / stock.adobe.de
Singapore: Smart City Nr.1 © wootthisak / stock.adobe.de

Viel wird bei uns darüber geredet, dass unsere Städte smart werden sollen. Die Asiaten sind da bereits ein paar Schritte weiter auf dem Weg zur Smart City. Dort ist man schon längst beim Machen angelangt. Allen Smart Cities voran steht Singapur mit seiner staatlich vorangetrieben Smart Nation Initiative. Doch China ist dicht auf den Fersen. Beispielsweise besitzt dort Hangzhou ein City Brain, was durch die Alibaba Cloud ermöglicht wird. Und dieses City Brain Project hat es bereits zum Exportschlager in die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur geschafft. Wir schauen uns die asiatischen Smart City Projekte an.

Singapur: Smart City No.1

Singapur ist die Nummer 1 aller Smart Cities in der im Juni veröffentlichen McKinsey-Studie, die ein Ranking unter den 50 smartesten aufstellte. 2017 schaffte es Singapur bereits in einer vom Netzwerkausrüster Juniper durchgeführten Studie auf Platz 1.

Was macht Singapur richtig? Als Stadtstaat und Inselstaat mit einer Gesamtfläche von ca. nur der Hälfte von Hamburg ist in Singapur Flächenwachstum fast unmöglich, obwohl fleißig Land aufgeschüttet wird. Deswegen wächst Singapur nach oben. Dies führt aber zu einer immer stärkeren Verdichtung von Wohnraum und Verkehr.

Singapur hat also eine starke Motivation die immensen Verkehrsströme aus Menschen und Vehikeln mit digital optimierter Verkehrsführung zu regeln, Sensordaten und Datenanalyse machen es möglich. Bereits 2014 hatte die Verwaltung ganz offiziell die Initiative ‚Smart Nation‘ gestartet. Die Smart City ist in Singapur Staatsdoktrin und auch einziger Ausweg, möchte die Stadt nicht an der eigenen Anziehungskraft kollabieren.

Doch eine Smart City besteht nicht nur aus digitalen Verkehrskonzepten, auch wenn die Verkehrsregelung in Singapur besonders im Vordergrund steht. Singapur ist Vorreiter im autonomen Fahren von öffentlichen Verkehrsmitteln. Es ist aber auch sicherste Stadt der Welt, und zwar sowohl in Bezug auf Cyber-Security als auch in der infrastrukturellen Sicherheit (Brandschutz, Stromnetz, Wasserversorgung etc.) als auch in Bezug auf Kriminalitätsbekämpfung. Möglich ist dies nur durch eine hohe Vernetzungsdichte und intelligente Analyse sicherheitsrelevanter Geräte (Smart Meters, Brandmelder, Sicherheitskameras).

Zugute kommt Singapurs Smart Nation Initiative, dass sie auf eine exzellente, topmoderne digitale Infrastruktur zurückgreifen kann, wie dies kaum einer anderen Stadt möglich ist. So war Singapur auch eine der ersten Städte mit einem flächendeckenden freien WLAN-Zugang. Das Breitbandnetzwerk ist eines der ersten und am besten ausgebauten weltweit. Denn seit Beginn seiner Tigerstaaten-Entwicklung setzte Singapur höchste nationale Priorität auf die Schaffung optimaler Bedingungen für ein nahtloses digitales Geschäftsumfeld. Die digitale Infrastruktur zog nicht nur Firmen an, sondern zahlt sich nun auch beim Umbau zur Smart City aus.

Das Gehirn von Hangzhou

In der Innenstadt von Hangzhou, gelegen in der chinesischen Provinz Zhejiang, wird seit über zwei Jahren der Straßenverkehr mithilfe künstlicher Intelligenz optimiert. Dies geschieht auf 420 Quadratkilometern bei über 1.300 Ampelanlagen. Die eingesetzte KI-Plattform ist in der Alibaba Cloud beheimatet, was auch die Wahl von Hangzhou als Experimentierfeld erklärt, dem Stammsitz des chinesischen Internetgiganten.

Das sogenannte City Brain Project ist in der Lage den Verkehrsfluss zu berechnen, Unfälle automatisch per Kameraüberwachung zu entdecken und zu melden, oder auch die Ampeln so zu schalten, dass Rettungsfahrzeuge eine grüne Welle zum Zielort erhalten. Die optimierte Ampelschaltung hat die Ankunftsgeschwindigkeit von Rettungsfahrzeugen um 49% erhöht. Auch der allgemeine Verkehrsfluss konnte bereits im ersten Jahr um 15 Prozent erhöht werden.

Vor wenigen Tagen wurde das Update des Projekts auf Version 2.0 angekündigt. Dann werden die Feuerwehren automatisch über die Infrastruktur am Einsatzort informiert: den Wasserdruck, Anzahl und Position der Hydranten, Lage der Gasleitungen sowie weitere Informationen.

Das City Brain soll sukzessive ausgebaut und mit immer mehr Daten aus Infrastruktur und Verwaltung erweitert werden. Auch andere Städte interessieren sich dafür, so wurde es im Januar in einer adaptieren Version in Kuala Lumpur gelauncht. Auch Macau arbeitet an einer modernen Infrastruktur für eine Smart City, die dann auch auf die chinesische KI zurückgreifen soll. Und sogar ParisRegion twitterte im Juni: “AlibabaGroup wants to test the Citybrain program in the ParisRegion in the fields of transport and new mobilities, which are fully in line with the regional strategy to make the Paris Region the 1 SmartRegion in Europe.”

Fazit: die zukünftigen Smart Cities

Selbstverständlich besitzt auch Singapur bereits ein sehr fortschrittliches, nationales KI-Projekt namens AI Singapore. Seine derzeitige Spitzenposition erreicht Singapur aber vor allem wegen seiner überragenden digitalen Infrastruktur. Hangzhou setzt hingegen auf eine KI, die aus Kameradaten und Ampelschaltungen das Optimum herausholt, skalierbar bleibt und dabei auch auf andere Städte adaptierbar ist. Die zukünftigen Smart Cities werden diese beiden Konzepte kombinieren. Also auf maximale Vernetzung und KI-gesteuerte Datenanalyse setzen.

About the Author

Julia Weise Julia Weise berichtet über komplizierte technische Themen, ohne dass man dafür ein Fremdwörterbuch braucht. Sie schreibt über Trends und Herausforderungen unter anderem in der Kontraktlogistik und dem Warehouse Management sowie über smarte Softwarelösungen. Die studierte Friedens- und Konfliktforscherin betreut in der Frankfurter PR-Agentur Adel & Link B2B-Kunden und Unternehmen aus der Tech-Branche.