Große Aufregung in St. Petersburg: Am 28. September erreichte die „Venta Maersk“ die russische Hafenstadt. Wenige Wochen zuvor war das Schiff zur Fahrt durch das Eismeer in Wladiwostok aufgebrochen. Am 6. September passierte es die Beringstraße, entlud bald darauf 660 Kühlcontainer in Bremerhaven und traf schließlich unbeschadet in Sankt Petersburg ein.

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„Wir freuen uns sehr, Crew und Schiff gesund und sicher nach dieser einzigartigen Reise zurück begrüßen zu können“, sagte Palle Laursen, Chief Technical Officer bei der Reederei. Mit der Fahrt wollte die Reederei Maersk testen, ob die Passage tatsächlich die Transportzeit verkürzen könnte. „Durch den Versuch konnten wir außerordentliche Erfahrungen machen und das Schiff und die Fähigkeiten der Crew erproben“, so Laursen.

Viele tausend Kilometer kürzer

Hintergrund des Tests ist der Klimawandel. Die Nordostpassage an der Nordküste der Kontinente Europa und Asien ist nur im Sommer zum Teil befahrbar. Zwischen der Beringstraße an der Insel Nóvaja Semljá vorbei über die Kara-Straße bis nach Murmansk – das waren bislang bis zu 3.500 Seemeilen unpassierbare See. Die Nordostpassage das ganze Jahr mit einer Eisschicht bedeckt. Für normale Schiffe ist kein Durchkommen.

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Selbst im Sommer gibt es eine Packeisschicht, die nur von schweren Eisbrechern überwunden werden kann. Aber durch den Klimawandel taut nun mehr und mehr das Eis. Künftig könnte die Passage die Handelswege zwischen Asien und Europa bedeutend verkürzen.
Denn will man zum Beispiel von Rotterdam nach Südkorea fahren, sind das über den Suez-Kanal rund 11.000 Seemeilen. Über die Nordostpassage wären es 3.000 Seemeilen – rund 5.500 Kilometer – weniger. Das könnte enorm viel Zeit, Treibstoff und folglich auch Geld sparen. Dennoch haben sich bislang nur wenige Reeder an diesen außergewöhnlichen Transportweg gewagt.

Spezielle Vorsichtsmaßnahmen

Maersk hatte für die Testfahrt viele Vorsichtsmaßnahmen für Besatzung, Fracht, Umwelt und Schiff getroffen. Die „Venta Maersk“ ist eines von sieben neuen Baltic Feeder von Maersk Line. 3.600 TEU-Standardcontainer kann sie laden. Als großes Eisschiff ist es durch einen verstärkten Rumpf speziell für den Einsatz in kalten Gewässern (bis zu minus 25 Grad Celsius) ausgelegt. Für die Passage nutzte das Schiff besonders schwefelarmen Kraftstoff. Während der Fahrt stand Maersk im Dialog mit den Behörden und mit Eisbrechern. Die Crew wurde speziell geschult und während der Fahrt von Eispiloten der Nordostpassage begleitet.

„Im Augenblick betrachten wir die Nordostpassage nicht als brauchbare kommerzielle Alternative zu bestehenden Routen“, sagt Laursen. „Dennoch verfolgen wir die Entwicklung. Heute ist die Passage nur etwa drei Monate pro Jahr möglich. Aber das kann sich mit der Zeit ändern.“

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Allerdings ist die Fahrt immer noch kompliziert und teuer. Russland verlangt hohe Transitgebühren. Auch müsste das Land in Häfen und Seenotrettungsstationen investieren, um die Risiken zu verringern. Bei schwierigeren Eisverhältnissen müssen außerdem teure atomgetriebene Eisbrecher eingesetzt werden. Plötzliche Wetterumschwünge, schnelle Eisbildung und driftende Eisberge: Das arktische Klima ist zu oft unberechenbar.

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