Job Sharing verspricht mehr Produktivität und Motivation, erfordert aber auch ein Umdenken im Unternehmen. @stock.adobe.de / sasun Bughdaryan
Job Sharing verspricht mehr Produktivität und Motivation, erfordert aber auch ein Umdenken im Unternehmen. @stock.adobe.de / sasun Bughdaryan

Was liegt näher als den Arbeitsplatz mit einem netten Kollegen zu teilen, mehr Freizeit zu haben und gleichzeitig in der gewohnten Verantwortung zu bleiben? Job Sharing nennt sich das. Auch in Deutschland findet dieses Modell in Unternehmen Anwendung. Sebastian Eckhardt und Sabrina Preußler von DB Schenker zum Beispiel haben sich vor einem dreiviertel Jahr dafür entschieden, ihren Arbeitsplatz zu teilen. „Wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen und ergänzen uns in vielerlei Hinsicht sehr gut“, sagt Sabrina Preußler, Leiterin Kontraktlogistik am Standort Berlin/ Großbeeren. „Mit näher rückendem Ende meiner Elternzeit machte ich mir Gedanken, wie ich Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren kann.“

Nach ein paar Gesprächen mit Sebastian Eckhardt war die Idee des Job Sharings geboren. Eckhardt hatte in Preußlers Elternzeit die Führungsposition übernommen. Nun wollte er ein zweites Studium mit Schwerpunkt Innovationsmanagement und Digitalisierung beginnen. Bei ihrem Arbeitgeber stießen sie mit ihrem Vorhaben auf offene Ohren. Carsten Rutkowski, Leiter der Geschäftsstelle, erkannte die Vorteile, zwei hochmotivierte Führungskräfte an das Unternehmen zu binden. Rund ein halbes Jahr dauerte die Planung, bis das Vorhaben wirklich umgesetzt werden konnte: Aus zwei Vollzeitstellen wurden zwei 60-Prozent-Stellen.

Die beiden DB Schenker-Führungskräfte teilen sich die Arbeitsstelle – mit Erfolg. © Schenker Deutschland AG/Max Lautenschläger

Arbeitsplatzteilung ist gesetzlich geregelt

Job Sharing ist seit vielen Jahren in Deutschland möglich. Paragraph 13 Teilzeit- und Befristungsgesetz regelt, dass mehrere Arbeitnehmer sich die Arbeitszeit an einem Arbeitsplatz teilen können. Jeder Job Sharer vereinbart einen eigenen Arbeitsvertrag mit dem Arbeitgeber, der Stundenanzahl, Gehalt, Urlaub- und Krankheitsvertretung regelt.

Drei Formen der Arbeitsplatzteilung gibt es heute in Deutschland, die sich vor allem in der Organisation der Jobs unterscheiden: Beim Job Splitting arbeiten Arbeitnehmer unabhängig voneinander und sprechen die Arbeitsorganisation mit dem Chef ab. Beim Job Pairing arbeiten Arbeitnehmer einer Vollzeitstelle miteinander und organisieren sich gemeinsam. Das Top Pairing wiederum betrifft Führungskräfte, die sich eine Führungsposition aufteilen – wie im Fall von Preußler und Eckhardt.

Mehr Produktivität und eine höhere Motivation

Alle drei Modelle bieten Vorteile: Sinnvoll ist es nicht nur für Menschen, die flexible Arbeit in jeder Lebensphase suchen, sondern auch für die Unternehmen: glückliche Mitarbeiter sind motivierte Mitarbeiter. Außerdem bleibt durch die automatische Vertretung Know-how erhalten, Informationsdefizite fallen weg, und die Produktivität steigt. Und schließlich kann sich DB Schenker als Vorreiter und attraktiver Arbeitgeber beweisen, weil der Logistiker neue Arbeitsformen in dieser doch recht traditionellen Branche akzeptiert und möglich macht.

Umdenken im Unternehmen

Allerdings erfordert das Job Sharing ein Umdenken im Unternehmen, weil es klassische Arbeitsformen aufbricht. Denn nun sind Eckhardt und Preußler beide Leiter der Kontraktlogistik und damit für Neu- und Bestandskunden sowie die alltägliche Geschäftsabwicklung verantwortlich. „Das Tolle an diesem Job ist, dass wir mit vielen unterschiedlichen Kunden aus vielen Branchen zu tun haben. Immer neue Themen, neue Ideen – es ist immer was los“, sagt Preußler. „Unser Job bewegt sich zwischen bodenständigem Geschäft und komplexen Kalkulationen.“ Montag und Dienstag hat Preußler den Hut auf, Donnerstag und Freitag Eckhardt. Am Mittwoch teilen sie sich die Verantwortung und stimmen sich zu Kunden, Projekten und Vorhaben ab.

Gute Kommunikation

Das ist vor allem eine Frage der Organisation. „Die Abstimmung ist aufwändig, konzentriert sich aber auf einen überschaubaren Zeitraum. Wichtig ist, die Themen sortiert und effizient auszutauschen“, sagt Preußler. „Sowohl im Team als auch bei den Kunden wurde das Vorhaben gut angenommen“, ergänzt Eckhardt. Seit 2008 ist er bei DB Schenker in der Kontraktlogistik in verschiedenen Funktionen tätig. Preußler ist als „Urberlinerin“ seit 1999 bei DB Schenker. Als Diplombetriebswirtin stieg sie damals bei dem Logistiker ein und ist seit 2004 für das Thema Kontraktlogistik in unterschiedlichen Funktionen zuständig. Nun kommt mit dem Job Sharing-Modell ein weiterer, spannender Abschnitt für beide Lebensläufe hinzu.

 

So gelingt das Job Sharing

1. Suchen Sie sich den Partner gut aus, mit dem Sie den Arbeitsplatz teilen wollen. Das Konzept baut auf sehr viel Vertrauen auf.

2. Legen Sie selber ein gut durchdachtes Konzept vor, um Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzte für die Idee zu gewinnen.

3. Kommunizieren Sie offen und transparent – Job Sharing macht mehr Austausch notwendig.

4. Verzichten Sie auf persönliche Eitelkeiten – im geteilten Arbeitsplatz müssen Sie abgeben können.

 

Julia Kahle
Head of HR Marketing & Recruiting
Schenker Deutschland AG
E-Mail: julia.kahle@dbschenker.com

 

About the Author

Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.