Die Luftseilbahn schwebt bereits über London – bald auch über der Frankfurter Skyline? © stock.adobe.com / I-Wei Huang
Die Luftseilbahn schwebt bereits über London – bald auch über der Frankfurter Skyline? © stock.adobe.com / I-Wei Huang

Köln, London, La Paz: Am Stahlseil schweben jeden Tag tausende Menschen von Ufer zu Ufer, hin zu Sehenswürdigkeiten oder auf ein abgelegenes Plateau. Wenn es nach Thomas Horn geht, wird auch Frankfurt bald zum ausgewählten Kreis an Metropolen gehören, die eine urbane Luftseilbahn betreiben.

In fünf Jahren soll es soweit sein. Der Direktor des Regionalverbands Frankfurt/Rhein-Main strebt gemeinsam mit RMV-Geschäftsführer Knut Ringat und Jürgen Follmann von der Hochschule Darmstadt eine Luftseilbahn für Frankfurt an – rechtzeitig zur Europameisterschaft 2024.

Über den Taunus oder vom Flughafen in die Stadt

Bis Ende 2019 läuft eine Machbarkeitsstudie, die zunächst eine acht bis zehn Kilometer lange Strecke im Auge hat – von Schmitten im Hochtaunuskreis über den Taunus bis zur U-Bahn-Station Hohemark in Oberursel am Frankfurter Stadtrand. Weitere Strecken könnten vom Flughafenterminal 3 zum S-Bahnhof Louisa im Süden von Frankfurt oder direkt über den Main führen.

Die Idee ist nicht neu. 1957 startete in Köln die älteste deutsche Seilbahn über den Rhein, die noch immer in Betrieb ist. La Paz in Bolivien betreibt seit 2014 das größte Seilbahnnetz der Welt und bewegt am Tag 90.000 Fahrgäste.

Die Gründe für eine Seilbahn sind vielfältig: Sie kann schwer zugängliche Gebiete erschließen (Taunus), Hindernisse (Rhein) oder Infrastrukturen überwinden, etwa dicht bebaute Wohngebiete in La Paz.

Sie kann hochfrequentierte Zielpunkte verbinden wie Ausflugsziele, Wissenschafts- oder Gewerbeparks und Verkehrsknoten wie Bahnhöfe.

Sie verspricht die Entlastung bestehender Verkehrsnetze oder dient als Lückenfüller bei bestehenden Verbindungen, die nicht genug Auslastung für reguläre ÖPNV-Angebote versprechen.

Billiger, schneller, grüner?

Die Liste deutscher Städte, die den Traum der urbanen Seilbahn träumen, ist lang: Von Kiel bis Konstanz haben sich 22 Städte bereits an Plänen versucht; in den Betrieb gelangten bisher nur Köln, Berlin und Koblenz. Der Anlass in allen drei Städten war eine Gartenschau, zu der als Touristenattraktion eine Seilbahn hinzukam.

Dabei hat das Konzept Seilbahn mehr zu bieten: Die Strecken sind schneller gebaut als vergleichbare U- oder S-Bahntrassen, kosten ein Zehntel und die Bahnen produzieren keine Abgase, wie das ZDF in einer Recherche zeigte (Beitrag vom 07.03.2019).

Die Herausforderungen sind dagegen, dass Seilbahntrassen nicht um Kurven gebaut werden können, nur wenige Stopps erlauben, um das Potenzial auszuschöpfen und – hierin liegt das Konfliktpotenzial – dass eine Seilbahn immer etwas überfliegen muss. Eine große Zahl der geplanten Seilbahnprojekte scheitert an Bürgerprotesten, die sich gegen das Überschweben ihrer Wohnungen aussprechen.

2014 scheiterte der Hamburger Plan am Nein der Bürger, auch Trier und Aachen entschieden sich dagegen. Verletzungen der Privatsphäre, Schattenwurf, Entwertung des Wohneigentums – so lauten die zentralen Vorwürfe.

Integration ins Verkehrsnetz als Schlüssel zum Erfolg

Eine urbane Seilbahn ist kein Massentransportmittel wie S- oder U-Bahnen. Die Kölner Seilbahn stellte in den 60er-Jahren mit 2.400 transportierten Personen pro Stunde einen Weltrekord auf. Der Frankfurter Plan sieht doppelt so viele vor.

Dennoch ist der Verkehr losgekoppelt vom restlichen Netz – beispielsweise ist die Bahn in Koblenz nicht Teil des monatlichen ÖPNV-Tickets und die Anbindung ans Verkehrsnetz lässt oft zu wünschen übrig.

Wie alle Transportwege muss auch eine urbane Seilbahn, wenn sie erfolgreich sein will, optimal in das vorhandene Transportnetz integriert werden. Das betrifft Umsteigemöglichkeiten und -wege ebenso wie die Integration in Verbunds-Tickets. Dann wird aus einem luftigen Traum ein erhebendes Verkehrserlebnis. Vielleicht schon 2024 in Frankfurt.

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Jörg Sebald Integer posuere erat a ante venenatis dapibus posuere velit aliquet. Aenean lacinia bibendum nulla sed consectetur. Cras mattis consectetur purus sit amet fermentum. Donec sed odio dui. Cum sociis natoque penatibus et magnis dis parturient montes, nascetur ridiculus mus.