Prognosen zum steigenden innerstädtischen Logistikverkehr machen ein Konzept für die nächsten zehn Jahre dringlich. © Jennifer Chloe
Prognosen zum steigenden innerstädtischen Logistikverkehr machen ein Konzept für die nächsten zehn Jahre dringlich. © Jennifer Chloe

Im ersten Teil unserer Serie „Herausforderung Urbane Logistik“ haben wir uns mit möglichen Szenarien der Urbanen Logistik im Jahr 2030 befasst. Wir schauen uns im zweiten Teil unserer Serie die aktuellen Zahlen zur Urbanen Logistik in Deutschland an und die daraus abgeleiteten Prognosen. Hierzu hat die BVL ein Dossier veröffentlicht. Außerdem fragen wir uns, warum längerfristige Prognosen im Verkehrswesen aktuell fast unmöglich sind.

Logistikverkehr nimmt zu

Im BVL-Dossier sind Zahlen und Trends zu den Bereichen Verstädterung, KEP-Volumina und E-Commerce zusammengetragen, sowie zu Mobilität, Verkehr und Emissionsbelastung. Es ist nicht verwunderlich, dass die Trends all dieser Bereiche nach oben zeigen. Mehr Stadtbewohner, mehr KEP-Volumina, mehr Verkehr bis 2030.

So lag das KEP-Volumen im Jahr 2018 bei 3.530 Mio. Sendungen. 2022 sollen es prognostiziert 4.330 Mio. sein. Gleichzeitig ist innerhalb des gesamten KEP-Volumens der Anteil der Sendungen an Privatkunden in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen, vor allem auf Kosten des Anteils an B2B-Sendungen. Der E-Commerce hat sich in dieser Zeit entsprechend stark entwickelt.

Echte Prognosen zu den Themen Verkehr, Mobilität und Verstädterung werden kaum gegeben der Fokus liegt auf dem Status quo. Dies ist wenig verwunderlich, da gerade in diesen gesellschaftlichen Bereichen sich große Veränderungen anbahnen: Wir befinden uns mitten in der sogenannten Verkehrswende. Für brauchbare Prognosen sind hier die unbekannten Einflüsse und zukünftigen Veränderungen einfach zu zahlreich.

Zu den Hauptaussagen über den aktuellen Verkehr gehören, dass Frankfurt a.M. den höchsten Pendleranteil Deutschlands hat, mit 65% aller dort sozialversicherungspflichtigen Angestellten. Gleichzeitig ist der Pkw mit 68% das am häufigsten gewählte Verkehrsmittel zum Arbeitsweg.

Homeoffice-Gesetz wird Leben von Berufspendlern verändern

Verkehrswende, Digitalisierung und Politik werden jedoch einige Impulse zur Veränderung von Pendlerstaus setzen. Einer davon soll noch dieses Jahr dem Bundestag vorgelegt werden: Das Homeoffice-Gesetz, das sich im Bundesarbeitsministerium in Ausarbeitung befindet und ein Recht auf mobiles Arbeiten und Heimarbeit gesetzlich verankern soll. Es hat das Potenzial den Berufspendlerverkehr in den nächsten zehn Jahren merklich zu beeinflussen. Da beim Leben in der Stadt der Hauptgrund zumeist die Nähe zum Arbeitsplatz ist, wird sich auch im Trend zur Verstädterung durch die Verkehrswende und Digitalisierung etwas ändern.

Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung e.V. ist es für 40 Prozent der deutschen Beschäftigten technisch möglich, von zu Hause aus zu arbeiten, was auch eine Folge der Digitalisierung ist. Egal wie abgeschwächt das Homeoffice-Gesetz beschlossen werden wird, birgt es eine starkes Veränderungspotenzial für das durchschnittliche Pendleraufkommen der nächsten zehn Jahre: So arbeiten in europäischen Ländern mit einem vergleichbaren Gesetz (Dänemark, Schweden, Luxemburg, Niederlande) 31 bis 38 Prozent der Arbeitnehmer zumindest teilweise von zuhause aus, im EU-Durchschnitt sind es immerhin 15 Prozent, in Deutschland bisher jedoch nur 11 Prozent.

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