Verpackte Ware auf dem Förderband. In vielen Unternehmen ist zu wenig Fachwissen über Verpackungen und die nachfolgenden Prozesse vorhanden. © lehmanpress
Verpackte Ware auf dem Förderband. In vielen Unternehmen ist zu wenig Fachwissen über Verpackungen und die nachfolgenden Prozesse vorhanden. © lehmanpress

Nachhaltige Transporte sind unumgänglich geworden. Doch wenn es um die Verpackung von Produkten geht, sollten Logistiker und Hersteller sich stärker miteinander austauschen, sagt Winfried Batzke, Geschäftsführer des Deutschen Verpackungsinstituts dvi.

logistik aktuell: Wie sehen die Verpackungen der Zukunft aus?

Winfried Batzke: Zum einen werden sicherlich neue Materialien eingesetzt: Da gibt es ja heute schon einige Materialien natürlichen Ursprungs wie Palm- oder Bananenblätter. Deren Eigenschaften sind oft vergleichbar mit denen von erdölbasierten Produkten, aber die Preise stimmen noch nicht. Dank des niedrigen Erdölpreises sind Kunststoffe heute billig. Auch muss man sehen, dass biobasierte Kunststoffe in Konkurrenz zur Herstellung von Lebensmitteln stehen.

Außerdem werden Verpackungen individueller und passen sich dem Produkt an. Vor allem der Onlinehandel treibt das an, um die Verstopfung der Innenstädte aufzulösen. Künftig stellt sich dann die Frage, wie Frachtkosten berechnet werden – nach Volumen oder Gewicht?

Auch werden Verpackungen eher für den Nutzer entwickelt: Demografischer Wandel zum Beispiel bedeutet, dass mehr ältere Menschen Verpackungen einfacher öffnen können.

Und schließlich werden Verpackungen Produkte besser schützen. Nicht nur im Lebensmittelbereich, sondern auch um Fälschungen zu vermeiden. Dafür erhalten Verpackungen möglicherweise digitale Features und werden intelligenter.

Nachhaltigkeit und der Begriff der Kreislaufwirtschaft werden für Kunden und Unternehmen heute immer wichtiger. Wie beeinflusst das die Verpackungen?

Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit ist auf jeden Fall da und wirkt sich auf die Entscheidungen der Hersteller aus, besonders in der Konsumgüterbranche. Da stellen wir einen Umschwung fest, der ganze Unternehmensstrukturen mitreißt.

Die Verpackungsindustrie bemüht sich ja seit vielen Jahren um mehr Nachhaltigkeit – wegen der Lizenzgebühren auf Verpackungen ist die Minimierung des Einsatzes von Verpackungsmaterial schon seit Langem notwendig. Heute kommt hinzu, dass viele große Unternehmen sich zu mehr Nachhaltigkeit verpflichten und die Zielsetzungen über Materialeinsparung hinausgehen. Diese Ziele sind jedoch nur erreichbar, wenn das B2B-Geschäft nachhaltiger wird – und da spielen die Verpackung und das Recycling eine große Rolle.

Da bieten sich doch vor allem im B2B-Geschäft möglichst nachhaltige Verpackungen an, oder? Da muss kein Logo rauf, kein Kaufanreiz geschaffen werden. Eigentlich ideal für nachhaltige Verpackungen?

Hier gibt es viele Möglichkeiten, zum Beispiel Druckfarben wegzulassen oder auf aufwändige Gestaltungselemente zu verzichten. Aber es geht ja bei Verpackungen in erster Linie um den Schutz von Produkten – deren CO2-Fußabdruck ist ja bei der Herstellung viel größer als später beim Transport.

Wie wirkt sich denn dieser Trend auf die Logistik aus?

Transporte können möglicherweise teurer werden. Das sehen wir zum Beispiel in der Logistik am Füllmaterial. Bisher sind da häufig Luftpolster im Einsatz, nun kommen alternative Füllmaterialien zum Einsatz, zum Beispiel Stroh. Das allerdings ist teurer. Grundsätzlich kommt es darauf an, den gesamten Lifecycle zu hinterfragen. Sind das neue Material und die neue Verpackung wirklich besser oder sehen sie nur grün aus? Auch Mehrweg-Verpackungen sind nicht per se besser, hier müssen die Emissionen und die Kosten für die Transporte hinzugezählt werden.

Wie gut arbeiten Hersteller und Logistiker bei der Planung von Verpackungen zusammen?

Bestimmte Aspekte der Logistik spielen für die Verpackung eine große Rolle: Wie kann das Produkt palettiert oder befördert werden? Aber über diese simplen Angaben hinaus werden Logistiker viel zu wenig zu Rate gezogen. Das liegt daran, dass in vielen Unternehmen zu wenig Fachwissen über Verpackungen und den nachfolgenden Prozessen vorhanden ist. Darum kümmert sich meist der Einkäufer oder Produktmanager, aber kein Verpackungsexperte.

So kommt es zu den typischen Reaktionen von Logistikern: Die schlagen ja oft die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie die Produkte auf den Displays sehen, die kaum zu transportieren oder für die Anforderungen des mehrfachen Umladens einfach nicht ausgelegt sind. Interessant ist, dass Unternehmen oft im dvi nachfragen, was sie beim weltweiten Versand beachten müssen. Ich hab den Eindruck, dass da Logistiker und Hersteller viel mehr miteinander sprechen sollten.

Qualifikation und Know-how
Verpackung optimieren: In der Geschäftsstelle Leipzig-Logistik ist DB Schenker für große Kunden, unter anderem aus der Automobilindustrie tätig. Schon früh hat sich ist der Logistiker dafür entschieden, Verpackungsthemen von Verpackungstechnikern bearbeiten zu lassen. Das hoch qualifizierte Team vermittelt nun sein Wissen auch an andere Standorte, um Synergien für bessere Verpackungen und Packmittel zu schaffen.
Belastung reduzieren: Das Leipziger Team widmet sich auch dem Thema Nachhaltigkeit. Es betreut Studienarbeiten und testet neue Produkte, zum Beispiel Wellpapppaletten. Außerdem setzen die Verpackungstechniker alternative Packmittel in Pilotprojekten ein und verbessern laufend die Verpackungskonzepte.

Anna Förster
Leiterin Verpackungsplanung
Schenker Deutschland AG
Geschäftsstelle Leipzig-Logistik
anna.foerster@dbschenker.com

About the Author

Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.