Beijing Daxing Airport – das größte Terminal der Welt. 2040 sollen acht Start- und Landebahnen in Betrieb sein. © picture alliance / Xinhua News Agency | Zhang Chenlin
Beijing Daxing Airport – das größte Terminal der Welt. 2040 sollen acht Start- und Landebahnen in Betrieb sein. © picture alliance / Xinhua News Agency | Zhang Chenlin

Mit dem Neubau eines dritten Flughafens in Peking verfolgt China ehrgeizige Ziele. Beijing Daxing Airport soll das rasante Wachstum des Luftverkehrs in der Region um die Hauptstadt bändigen. In der Luftfracht soll der Flughafen mit dem IATA-Kürzel PKX eines der wichtigsten Umschlaghubs in dem Riesenreich schaffen.
Luftfahrt in China ist mehr als nur die Beförderung von Menschen und Fracht mit dem Flugzeug von einem Ort zum anderen. Sie ist auch ein politischer Gradmesser dafür, wie weit vorangeschritten China auf dem Weg in die Moderne ist. Und da hat das Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern ein außerordentliches Niveau erreicht.

Grund genug, um in einer losen Folge auf die aktuellsten Mega-Projekte in der Welt zu schauen: Wie vertragen sich die einbrechenden Fluggast- und Luftfrachtzahlen mit den oft ambitionierten Ausbauplänen?

Eine lange Geschichte der Luftfahrt

Seit 1907 gibt es in China Flughäfen. Der erste wurde in Schanghai gebaut und diente den Militärs. Zwölf Jahre danach startete die zivile Luftfahrt. Heute konstruieren chinesische Ingenieure Flugzeuge und fliegen ins All. Nach Zahlen des IATA-Luftfahrtverbandes hängen in dem Land die Arbeitsplätze von sechs Millionen Menschen von der Luftfahrt ab. Vor allem der gigantische Binnenmarkt treibt den Sektor an: Passagierzahlen und Cargo-Volumen wachsen rasch. 2019 waren mehr als 700 Millionen Menschen in China mit dem Flugzeug unterwegs, rund 16,74 Millionen Tonnen Fracht wurden befördert. 37 Flughäfen im Land haben eine Jahreskapazität von mehr als 10 Millionen Passagieren. Kein Wunder also, dass die Regierung nun in der Hauptstadt einen neuen Flughafen der Superlative baut: Der Gebäudefläche nach ist der Beijing Daxing International Airport der größte Flughafen der Welt.

Kapazitäten in einer wichtigen Region

Ein Grund für den Neubau waren die begrenzten Kapazitäten für den Luftverkehr in der Hauptstadt-Region. Der bisherige Beijing Capital International Airport, der zweitgrößte der Welt, war vollständig ausgelastet und konnte nicht mehr erweitert werden. Ursprünglich für 75 Millionen Passagiere im Jahr ausgelegt, wurde diese Grenze aber schon 2012 überschritten. Daneben gibt es in Peking den kleinen Beijing Nanyuan Airport, der militärisch und zivil genutzt, aber mit der Eröffnung des neuen PKX im September 2019 geschlossen wurde. Gerade mal sechs Millionen Passagiere flogen im Jahr über NAY – meist auf Binnenflügen von China United Airlines.
Und schließlich braucht China für die neue Wirtschaftszone Xiong’an eine Anbindung an das weltweite Luftfahrt-Netzwerk. Das neu errichtete Gebiet soll eine Art Nebenhauptstadt zu Peking werden.

Schnelle Bauzeit für den Beijing Daxing Airport

Für Planung und Design holte Chinas Regierung die Star-Planer von Norman Foster und Zaha Hadid Architects an Bord. Die Architekten entwarfen ein Terminal-Gebäude, das sich wie ein gigantischer Seestern über 700.000 Quadratmeter Fläche erstreckt. Keine vier Jahre dauerte der Bau für jährlich 45 Millionen Passagiere. Pünktlich zum 70. Geburtstag der Volksrepublik konnte er in Betrieb genommen werden.

120 Milliarden Yuan – umgerechnet mehr als 15 Milliarden Euro – kostete allein die weiträumige Anlage mit den Bauten. Die Anschlüsse an die Verkehrsnetze ließ die Kosten in astronomische Höhen auf 51 Milliarden Euro schnellen. Hochgeschwindigkeitszüge, U-Bahnen und Züge zwischen Flughäfen sorgen für rasche Transfers. Mit High-Speed-Trains kommen Reisende in 20 Minuten bis ins Zentrum von Peking.

Wachstum nach der Pandemie

Die Corona-Pandemie hat Anfang 2020 den Flugverkehr in China zum Erliegen gebracht. Doch das Land hat sich nach einem tiefen Einbruch bei Fracht- und Passagieraufkommen schnell erholt. Vor allem Inlandsflüge haben aufgrund massiver Preissenkungen wieder fast Vorkrisenniveau erreicht, Langstreckenflüge sind weiterhin selten.

Der Flugzeughersteller Boeing prognostiziert, dass 2039 rund 2,5 Milliarden Menschen in China fliegen, weit mehr als in Nordamerika oder Europa. Allein der Luftfrachtmarkt soll in den nächsten 20 Jahren um durchschnittlich 4 Prozent vor allem in Asien zulegen. Auch Chinas Regierung setzt weiter auf ein kräftiges Wachstum. Den Ausbau des Luftverkehrsnetzes, der für einige Wochen pausierte, hat China wieder aufgenommen. Auch Daxing soll wachsen: Bis 2025 steigt die Kapazität auf 72 Millionen Passagiere jährlich, 2040 sogar auf 100 Millionen.

Bis zum Jahr 2035 sollen 200 neue Airports für Millionen von Menschen entstehen. Es gibt nur wenige Beobachter, die daran zweifeln, dass das im Land der Superlative gelingt.

About the Author

Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.