So könnte der Hyperport im Hamburger Hafen aussehen. © HHLA / Mormedi
So könnte der Hyperport im Hamburger Hafen aussehen. © HHLA / Mormedi

Stellen Sie sich vor, Sie besteigen einen Zug in München, sausen mit nahezu Schallgeschwindigkeit durch eine Röhre und kommen kurz darauf in Berlin an. Die Weißwurst, die Sie heiß in Münchner gekauft haben, ist noch warm. Und Sie haben gerade mal eben die Zukunft erlebt.

Denn im Hyperloop reisen Mensch und Gut mit Tempo 1000 durch den Raum. Dieses Transport-Konzept macht seit 2013 Furore. Aber ist da schon etwas passiert? Sind wir dem Traum der frischen, warmen Weißwurst in Berlin näher gekommen?

Hyperloop für den Frachttransport

Beim Hyperloop geht es längst nicht mehr um Passagiere, sondern um Cargo. Aus einem einfachen Grund: „So wie Luftfracht im Bauch der Passagiermaschinen Flüge rentabel macht, so könnte die Logistik den Hyperloop finanzieren und gerade auf langen Strecken und bei mittelgroßen Sendungsvolumen seine Stärke ausspielen“, sagt Erik Wirsing Vice President Global Innovation bei DB Schenker.

Hinzu kommt: Auch aus Sicherheitsgründen ist der Frachttransport einfacher zu organisieren als der von Passagieren. Mittlerweile arbeiten Ingenieure, Techniker, Planer und viele andere Menschen aus vielen Unternehmen weltweit daran, die Idee umzusetzen. Das physikalische Prinzip ist nicht so kompliziert zu verstehen: Kapseln werden mit hohem Tempo durch lange Vakuumröhren von A nach B geschickt. Das Vakuum senkt den Luftwiderstand und damit den Energieaufwand. Und weil Solarpaneele auf den Röhren die Züge mit Strom versorgen, ist der elektrische Antrieb besonders klimafreundlich.

Zum ersten Mal sind Passagiere im Hyperloop

In mehreren Teststrecken wird das Verfahren in der Realität getestet. Die derzeit längste Röhre steht im US-Bundestaat Nevada: Dort betreibt Virgin Hyperloop eine 500 Meter lange Leitung. Virgin gibt Gas: Das Transportsystem soll ab 2030 kommerziell betrieben werden können. 400 unbemannte Fahrten haben schon stattgefunden. Vor kurzem hat das Unternehmen Milliardärs Richard Branson zum ersten Mal Passagieren auf die Testfahrt geschickt. Im November 2020 rasten zwei Virgin-Mitarbeiter mit Tempo 172 los.
Auch auf anderen Kontinenten gibt es Ideen, den Hyperloop umzusetzen: In Indien zwischen Mumbai und Pune beispielsweise. In den Vereinigten Arabischen Emiraten hat vor allem Dubai Interesse an einer Strecke gezeigt.
Auch in Europa tut sich einiges: In Toulouse in Frankreich hat Hyperloop TT eine 320 Meter lange Vakuumröhre errichtet. Seitdem der US-Senat vor kurzem 100 Milliarden US-Dollar bewilligt hat, um die amerikanische Infrastruktur zu modernisieren, macht sich Hyperloop TT Hoffnung darauf, dass eine Röhre zwischen Chicago, Pittsburg, Cleveland und dem rund 1.300 Kilometer entfernten New York Wirklichkeit wird.

Hamburg wird zum HyperPort

Auch die Deutschen liegen im Rennen: Die Hamburger HHLA kooperiert mit Hyperloop TT für den so genannten HyperPort. Der Virtual-Reality-Demonstrator soll zeigen, wie Container im boomenden Seehafen-Hinterlandverkehr transportiert werden können. Die Transportkapseln bieten Raum für zwei 20-Fuß-Standard- oder einen 40- oder 45-Fuß-Container sowie High-Cube-Container.

„Die Hyperloop-Technologie ist geeignet, den Transport von Gütern auf ein neues Niveau zu heben“, sagte Gerlinde John von der HHLA: Bis zu 2800 TEU-Container am Tag sollen theoretisch durch die Röhre geschoben werden.

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In Spanien arbeitet Zerebos an einem SELF-Booster-System für den Güterverkehr. Im niederländischen Groningen entsteht derzeit eine drei Kilometer lange Röhre. Das niederländische Startup Hardt Hyperloop hat ein Hyperloop-System für Europa mit reellen Chancen auf Umsetzung entwickelt. 2025 schon sollen erst Güter, später Passagiere mit dem Hyperloop reisen. Ab 2025 von Amsterdam nach Brüssel, Paris oder Groningen. Ab 2040 sogar nach Duisburg. Bald geht es nicht mehr darum, die Weißwurst aus München warm nach Berlin zu bringen. Sondern gleich einen ganzen Container!

About the Author

Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.