Exoskelette schaffen nachhaltige Entlastung bei der Handhabung schwerer Lasten © DB Schenker / Mirko Plha

DB Schenker setzt seit Anfang 2022 in Deutschland erstmals Exoskelette im Regelbetrieb in Lager und Warenumschlag ein. Dem Einsatz sind umfangreiche Studien und Testphasen in unterschiedlichen Einsatzbereichen vorausgegangen. Als erster Hersteller wurde Ottobock Bionic Exoskeletons mit den Modellen der Paexo Serie in das Portfolio der zugelassenen Betriebsmittel für Sicherheit und Gesundheitsschutz aufgenommen. Weitere Varianten anderer Anbieter sollen folgen.

Muskel-Skelett-Erkrankungen vorbeugen

Sicherheit, Prävention, Qualität und Effizienz. Der Einsatz von Exoskeletten hat unter vielfältigen Aspekten positiven Einfluss auf den Arbeitsbetrieb – insbesondere bei Tätigkeiten mit hohen Belastungen durch manuelle Lastenhandhabung wie in der Logistik.

Alle diese Vorteile spielten auch bei den umfangreichen Tests von Exoskeletten bei DB Schenker eine Rolle. Doch im Vordergrund steht ganz klar der präventive Gesundheitsschutz. Frank Stehn, Betriebsrat und verantwortlich für das Gesundheitsmanagement beim Logistikdienstleister: „Muskel-Skelett-Erkrankungen sind in Deutschland und international eine der häufigsten Ursachen von Arbeitsunfähigkeit und eingeschränkter Einsatzfähigkeit im Beruf. Verursacht werden sie insbesondere durch körperliche Fehlbelastungen bei der Arbeit. Angesichts der hohen körperlichen Anstrengung bei der manuellen Fehlbelastung kommt den Arbeitgebern in der Logistik in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Verantwortung zu. Der Einsatz von Exoskeletten stellt hier einen wertvollen Ansatz für die Verbesserung der ergonomischen Rahmenbedingungen von Arbeitsplätzen dar. Auch weil Exoskelette die bei den typischen Tätigkeiten in der Logistik geforderte Flexibilität bestens unterstützen.“

Entscheidung auf Basis umfangreicher Tests und Studien

Bereits seit 2019 führt DB Schenker systematische Tests zum Einsatz von Exoskeletten durch. Zuletzt wurden im Sommer 2021 über einen Zeitraum von vier Wochen praxisbegleitende Testreihen an verschiedenen Standorten in der Kontraktlogistik, der Luft- und Seefracht sowie im Landtransport durchgeführt. Dabei standen spartenübergreifend das Verpacken und die Kommissionierung im Fokus.

Der Exoskelett-Hersteller Ottobock hat für diese Tests sogenannte „Experience Pakete“ zur Verfügung gestellt. Diese umfassen sowohl ausgewählte Exoskelette als auch intensive Beratung, Schulungen, Einweisung und Begleitung der Test vor Ort. Schon bei früheren Testreihen hatten DB Schenker und Ottobock sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Bei der Erprobung von Exoskeletten hat DB Schenker von Anfang an auf eine frühe und konsequente Einbindung des Betriebsrats und des betrieblichen Gesundheitsmanagement gesetzt. Auch die jüngsten Tests fanden daher wieder in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat statt.

Die sensorbasierten Vergleichsmessungen bestätigten die signifikante Reduzierung von ergonomisch ungesunden Bewegungsabläufen durch die Nutzung von Exoskeletten. Neben dieser Entlastung führt ihr Einsatz nachweislich zu einer verbesserten Körperhaltung bei der Lastenhandhabung. Das stellt einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsprävention dar. Auf dieser Basis sind ausgewählte Exoskelette ab sofort bei DB Schenker unternehmensweit zum Einsatz zugelassen. In der erfolgreichen Kooperation mit Ottobock stellt dies eine weiteren Meilenstein dar.

Gesundheitsschutz verbunden mit Produktivitäts- und Qualitätsverbesserung

Die zentrale Motivation eines verbesserten Gesundheitsschutzes sieht DB Schenker mit dieser Entwicklung gut erfüllt. Darüber hinaus geht man von weiteren positiven Effekten der Exoskelett-Nutzung aus: Die geringere Ermüdung sorgt im Schichtverlauf sowohl für eine Produktivitätssteigerung als auch für einen Rückgang von Qualitätsfehlern. Zudem sieht DB Schenker mit der Unterstützung von Exoskeletten zusätzliche Chancen auf die Inklusion von Menschen körperlichen Beeinträchtigungen in den Arbeitsprozess.

Dabei kann sich DB Schenker auch auf die den Erfahrungen von Ottobock aus vorhergehenden Studien und Anwendungen stützen: „Die Einführung von unseren Exoskeletten bei DB Schenker bestätigen die positiven Rückmeldungen, die wir seit Jahren aus Warenlagern und Logistikzentren zum Arbeiten mit Exoskeletten erhalten. Die Kombination aus Gesunderhaltung und Produktivitätssteigerung ist in diesem Fall eindeutig belegt“, sagt Dr. Sönke Rössing, Leiter Ottobock Bionic Exoskeletons.

Zusätzliche Attraktivität als Arbeitgeber

Der Einsatz von Exoskeletten im Regelbetrieb markiert einen weiteren Baustein in den umfangreichen Maßnahmen zum Gesundheitsmanagement bei DB Schenker. Der Logistikdienstleister ist überzeugt, durch solches Engagement zugleich seine Attraktivität als Arbeitgeber nachhaltig zu stärken.

Gerald Müller, Vice President Industrial Engineering: „In weiten Teilen Deutschlands ist der Arbeitsmarkt heute ein Bewerbermarkt. Und was spielt dabei neben der Vergütung eine immer wichtigere Rolle? Die Arbeitsbedingungen! Diese Herausforderung nehmen wir an. Wir positionieren DB Schenker mit innovativen Lösungsansätzen, um qualifizierte Mitarbeitende zu finden und durch bestmögliche Arbeitsbedingungen längerfristig ans Unternehmen zu binden. Der Einsatz von Exoskeletten stellt dabei einen vielversprechenden flankierenden Ansatz dar.“

Kontakt
Gerald Müller
Vice President Industrial Engineering
gerald.mueller@dbschenker.com

About the Author

Frieder Schwitzgebel Dr. Frieder Schwitzgebel studierte Philosophie und Physik an den Universitäten Mainz und Dijon und arbeitet seit 1996 als Unternehmensjournalist. Er ist Dozent für Wirtschaftsphilosophie an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Wiesbaden. Seine Schwerpunkte sind Neue Technologien, Kontraktlogistik und die Plattformökonomie.