Mit Ehrgeiz und einem klaren Ziel vor Augen: Kingsley Igbinovia (rechts) hat es geschafft und ist nun Lkw-Fahrer in Erfurt. Hier mit Fuhrparkleiter Maik Ziegan. © DB Schenker
Mit Ehrgeiz und einem klaren Ziel vor Augen: Kingsley Igbinovia (rechts) hat es geschafft und ist nun Lkw-Fahrer in Erfurt. Hier mit Fuhrparkleiter Maik Ziegan. © DB Schenker

Es sind gerade keine einfache Zeiten für Lkw-Fahrerinnen und Fahrer. Aber der Job ist für viele immer noch ein Traumjob – und die Berufsehre ungebrochen: „Kapitäne der Landstraße“ nennt man die Trucker auch heute noch, die mit ihren schweren Lkw zu fernen Zielen fahren.

Kingsley Igbinovia lacht, wenn er das hört: Er fühlt sich nicht unbedingt als Kapitän. Bei DB Schenker in der Geschäftsstelle Erfurt ist Igbinovia Berufskraftfahrer und da eher im Nahverkehr tätig. Erfurt, Jena, Nordhausen – das sind seine Destinationen derzeit. Für einen jungen Mann aus dem mehr als 4.000 Kilometer entfernten Nigeria mitten in Afrika allerdings schon fast unvorstellbar ferne Ziele. 2015 verlässt der damals 16-jährige Nigeria, um eine Ausbildung und einen Job in Europa zu finden. Italien, Österreich, Deutschland – nach fast einem Jahr Reise findet er sich im thüringischen Ilmenau wieder.

Kingsley Igbinovia will Berufskraftfahrer werden

Andere tun sich schwer damit, diese Reise im Kopf nachzuvollziehen, aber Kingsley Igbinovia will mehr. Er will die Sprache lernen, einen Beruf – irgendwie schwirrt sogar der Berufswunsch Kapitän in seinem Kopf umher. Er dringt auf Unterricht, schon bald kann er den Hauptschulabschluss nachmachen. Nun muss der junge Mann neu planen. Sein Aufenthaltsstatus hängt davon ab, ob er eine Ausbildung vorweisen kann. Er will Berufskraftfahrer werden. „Ich fahre gerne“, erzählt er. „Und ich bin gern mit Menschen zusammen.“ Als er seiner Familie davon erzählt, drücken die ihm die Daumen. Schließlich steht Deutsch nicht von ungefähr weit oben auf der Liste der schwer zu erlernenden Sprachen.

Und wieder hilft ihm das Glück. Denn der Direktor der Schule ist auf den ehrgeizigen jungen Mann aufmerksam geworden. Er ruft Uwe Witt von DB Schenker an und empfiehlt Igbinovia dem Leiter der Geschäftsstelle Erfurt Landverkehr/Logistik. Der möchte exakt das machen, was DB Schenker sucht und anbietet: Eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer.

„Wir sind ja eine der wenigen Geschäftsstellen bei DB Schenker, die einen eigenen Fuhrpark haben und zum Berufskraftfahrer ausbilden“, sagt Witt. „Wir haben händeringend nach Fahrern gesucht und dafür auch die Kampagne „Fahrer werben Fahrer“ gestartet.“

Dennoch, Uwe Witt ist anfangs skeptisch, denn die Ausbildung ist anspruchsvoll. Viele Inhalte lassen sich besser erschließen, wenn man schon früh mit Motoren zu tun gehabt hat. Auch setzt die Ausbildung heute gute Sprachkenntnisse voraus – und Kingsley Igbinovia ist gerade mal ein Jahr in Deutschland.

Aber Witt lässt sich überzeugen. Und nach einem kurzen Praktikum bietet er Igbinovia einen Ausbildungsplatz an. Am 13. August 2018, einem sonnigen Montag, beginnt der junge Mann seine Ausbildung bei DB Schenker in Arnstadt. Drei Jahre später schließt er sie mit Erfolg ab.

„Ohne DB Schenker hätte ich es nicht geschafft!“

Bald erweist sich der junge Mann aus Nigeria als echter Glücksgriff für das Unternehmen, weil er schnell lernt und die anderen Fahrer entlastet. Und das Glück gilt auch umgekehrt: „Ohne DB Schenker hätte ich das nicht geschafft“, sagt Igbinovia, „ich bin da wirklich dankbar!“ „Es ist erstaunlich, was für einen Willen, Ehrgeiz und unerschütterlichen Glauben an seine Fähigkeiten er hat“, sagt Geschäftsstellenleiter Uwe Witt über den jungen Fahrer. Er hat ihm mit dem Kollegen Michael Marx einen Buddy zur Seite gestellt, der ihn anfangs im Unternehmen, aber auch bei Fragen und Widrigkeiten im Alltag unterstützt. Zwischenzeitlich muss er eine Wohnung finden, gegen die drohende Abschiebung kämpfen – und auch Widerstände und Vorurteile überwinden. „Am Anfang war es schwierig, aber seitdem ich selber als Fahrer unterwegs bin, ist das viel besser geworden“, sagt Igbinovia. Mittlerweile fühlt er sich so zuhause in Thüringen, dass er erstmal in der Region bleiben will. Heute wird Kingsley Igbinovia als Springer in der Geschäftsstelle eingesetzt. „Ich komme früh am Morgen und erfahre beim Disponenten, wo ich hin soll. Ich liebe es, durch das Land zu fahren und kenne mich hier mittlerweile gut aus“, sagt der 22-jährige.

Und das muss er auch, denn die Geschäftsstelle Erfurt ist gut im Geschäft. 26 Berufsfahrer sind hier tätig. 800 Sendungen am Tag müssen im Eingang bearbeitet werden, 1.000 im Ausgang zum Kunden gelangen. Die Kunden, meist Mittelständler, stammen aus unterschiedlichen Branchen, vor allem aber aus den Bereichen Automotive und Maschinenbau.

Einen Traum hat Igbinovia weiterhin: irgendwann mal eine eigene Firma. „Mein eigenes Unternehmen und dann zwei oder drei Lastwagen – das wäre super“, sagt er. Die Faszination für die Straße und für die abwechslungsreiche Arbeit im Landverkehr hat ihn ergriffen. Und er weiß, dass Fahrerinnen und Fahrer auch in Zukunft das Rückgrat der Logistikbranche bleiben.

Ein Job mit Zukunft

2020 gab es in Deutschland fast eine halbe Million sozialversicherungspflichtig beschäftigter Berufskraftfahrer im Güterverkehr, so die Industrie- und Handelskammern. „Ohne diese Berufsgruppe würde unsere moderne Wirtschaft nicht funktionieren“, sagt Uwe Witt von DB Schenker. Der Bedarf an Fachkräften ist ungebrochen: Es mangelt an Nachwuchs. DB Schenker bildet in einigen Geschäftsstellen zum Berufskraftfahrer aus.

Mehr zu unseren freien Stellen finden Sie hier: https://www.dbschenker.com/de-de/karriere/stellenboerse

Kontakt
Geschäftsleitung.Erfurt@dbschenker.com

About the Author

Axel Novak Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.